Archiv für den Tag: 16. Januar 2012

Nackte Königin ist nur ein Witz

Der zentrale Unterschied zwischen Comedy und Satire ist, dass Satire eine aufklärerische, meinungsschwangere Botschaft hat, während Comedy völlig wertfrei Lachen macht. (Deshalb ist Harald Schmidt auch kein Satiriker – wie es fast konsequent behauptet wird – sondern ein Comedian, denn er hat keine Botschaft, er klärt nichts auf, er stochert nur nach Lachern – und spricht ja auch selbst nur von “Gags”, die er mache.)

Wie wichtig diese Unterscheidung in der Rezeption ist, kann man derzeit in den Niederlanden beobachten.

Weil Königin Beatrix bei ihrem Besuch einer Moschee in Abu Dhabi ein – locker über den Hut geworfenes – Kopftuch trug, erregen sich die Islam-Hasser. Und als künstlerische Reaktion gibt es u.a. einen Filmbeitrag (Lucky TV), der das niederländische Königspaar in Adaption kultureller Gebräuche auf Papua-Neuguinea zeigt – nackt.

Als Comedy deklariert ist das ein guter Scherz. Als Satire aber kritisiert es den Repekt vor anderen Kulturen und Religionen. Fascho-Satire. Kann man machen, muss man aber nicht drüber lachen. Weil es eine perfide Forderung impliziert: dass nämlich der westliche Imperialismus selbstverständlich weltweit nach seinen Maßstäben durchs fremde Land trampeln darf. Der Witz ist ja gerade, dass ein Geert Wilders, der das Kopftuch auf dem Königshaupt in einem islamischen Land eine unerträgliche Anbiederung findet, im Umkehrschluss überhaupt nichts gegen die Burka in Den Haag haben kann, weil der Verzicht auf sie eine furchtbare Anbiederung an die alten Oranien-Kolonialherren wäre.

Und zur Frage der Nacktheit auf Papua-Neuguinea: Ich kenne die dortigen Gepflogenheiten nicht, aber wo man sich die Hände wäscht vor einer Mahlzeit, da sollte man dies auch als Gast tun, und wo man die Straßenschuhe vor der Tür lässt, betritt man das Haus barfuß – oder man bleibt draußen.