Fundstücke: Journalisten ohne Gehbehinderung

Zwei nette,  sich ergänzende Fundstücke zur Selbstbeschreibung journalistischer Arbeit Ende der 60er / Anfang der 70er Jahre. Zunächst Emil Dovifat (in den “Blättern zur Berufskunde” der Bundesanstalt für Arbeit, 1965):

“Der Beruf fordert eine eigene stilistische Kraft und Ausdrucksfähigkeit von charaktervoller und tiefgreifender Wirkung. Alle diese Eignungsvoraussetzungen liegen gleich den künstlerischen Begabungen in der Persönlichkeit. […] Der Beruf verlangt ein hohes Maß an opferbereitem Idealismus und moralischer Grundsatzfestigkeit sowie den ganzen Einsatz der Person. Widerstandsfähige, größten Arbeitsanforderungen standhaltende Gesundheit, starke Nerven, Ruhe, Beweglichkeit, gutes Sehen und Hören, keine Gehbehinderung. Gepflegtes Äußeres.”

Und ebenfalls in den Blättern zur Berufskunde Wilmont Haacke (1971):

“Frauen fehlt für das kulturkritische Amt [des Journalisten]zumeist die unerlässliche und unablässige Härte für lobendes oder verdammendes Urteil.”

(Beides zitiert nach Armin Scholl und Siegfried Weischenberg: Journalismus in der Gesellschaft, 1998, Seite 32)

Ein Gedanke zu „Fundstücke: Journalisten ohne Gehbehinderung

  1. Daniel A.

    Ach ja, das normativ geprägte Journalistenbild… Wenn ich mich an die Lehren meiner hier zitierten ehemaligen Dozenten richtig erinnere war Dovifats Tenor: Zum Journalisten wird man nicht ausgebildet – zum Journalisten wird man geboren.
    Mich persönlich würde mal interessieren, wie viele Journalisten und Verleger diese Auffassung eigentlich immer noch unterschreiben würden.

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