Archiv für den Tag: 9. Juni 2008

Entscheidend is’ anne eigene Nase

Er hat ja so recht mit seinem Schimpf über den Talk-Trash, der Reinhard Mohr, der jetzt im Anne-Will-Verriss sagt:

“Man will das alles einfach nicht mehr hören – diese gestanzten, in jedem Fall vorhersehbaren Phrasen (…)”

Zu Wort kämen “Gäste, besser: das, was an diesem heißen Fußballabend noch irgendwie aufzutreiben und ins Fernsehstudio nach Berlin-Adlershof zu verfrachten war”, die sich “überwiegend im Vorruhestand” befänden und denen eine farblose Moderatorin das Podium bereite:

“Anne Will ist weder links noch rechts, weder “neoliberal” noch “linkssozial” – sie hat überhaupt keine identifizierbare Haltung, die sich in der grassierenden medialen Beliebigkeit von Themenwahl und politischer Zuspitzung bemerkbar machen würde. Mehr Urteilsfähigkeit wäre gefordert.”

Alles richtig. Verwunderlich nur, dass die Kritik ausgerechnet vom führenden Online-Magazin für gestanzte, vorhersehbare Phrasen politischer Diffusheit kommt.

Ein Magazin, das die Kritik eines unbedeutenden CDU-Politikers an einer offenbar nicht-sehenswerten Talk-Sendung in fünf gähnen machenden Beiträgen kolportiert, das uns – “während also die deutsche Mannschaft stürmte und Lukas Podolski seine zwei Tore schoss” – “in ermüdenden Wiederholungsschleifen” mitteilte, BK Merkel fände die Linke nicht so gut, ein Magazin, bei dem jedes Ereignis erst dann zur Nachricht wird, wenn es von wenigstens einem Politiker kommentiert worden ist, augerechnet ein solches Magazin führender Drögheit fordert öffentlich-rechtliches Kontrastprogramm am Sonntagabend. Logischer wäre es andersherum: die GEZ-Steuer wird weiter möglichst schadensarm versendet und die Anzeigenflächenverkäufer kümmern sich um Journalismus Unterhaltung.