Archiv für den Tag: 28. März 2008

Die gelbe Gefahr

„Chinesen überschwemmen Deutschland mit Solarzellen“, schlagzeilt SpOn. Abgesehen von der unfreiwilligen Komik des hier verwendeten Bildes – auch der zugrunde liegende Artikel versucht mal wieder krampfhaft China-Angst und Solarphobie beim Spiegel zu bedienen.

So heißt es auf Basis „exklusiv vorliegender“ Zahlen des Branchenblatts Photon bei SpOn unheilschwanger: „China hat Deutschland bei der Solarproduktion überholt und liegt nun erstmals auf Platz eins. Jahrelang galten die deutschen Ökofirmen als weltweit führend. Diese Zeiten sind vorbei.“ Der Marktatanteil der chinesischen Firmen sei von 15 auf 28 Prozent gewachsen, während der Anteil deutscher Unternehmen bei 20 Prozent verharre. Zudem kämen inzwischen sieben der zehn größten Solarzellenhersteller aus Asien. Folge, so SpOn: Der „Niedergang der Solarindustrie in Deutschland“.

Das ist natürlich grober Unfug. Aus dem Halten eines Marktanteils von 20 Prozent bei stark steigenden Produktionszahlen kann man nun wahrlich keinen Niedergang schlussfolgern; tatsächlich haben auch deutsche Solarfirmen kräftig bei der Solarproduktion zugelegt. Abgesehen davon, dass Deutschland bei der Solarproduktion auch zuvor schon nicht mehr führend war, sondern Japan.

Interessant zudem die Ursachenforschung, die SpOn angesichts der vermeintlichen gelben Gefahr betreibt. Schuld ist nämlich das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und seine Förderung von Solarstrom: „Die EEG-Gelder kommen immer seltener deutschen Firmen zugute. Die größten Hersteller von Solarzellen sitzen mittlerweile in Asien – und sie überschwemmen den deutschen Markt mit ihren Produkten.“ So werde „gerade mal die Hälfte der Nachfrage (.) mit inländischer Ware gedeckt, Profiteure des EEG sind ausländische Firmen.“ Tenor also: Der deutsche Steuerzahler finanziert den Aufstieg der chinesischen Solarindustrie gegen die heimischen Firmen.

Nun kann man an den üppigen Förderungsbedingungen des Erneuerbare-Energien-Gesetz sicher einiges kritisieren, aber nicht, dass diese Förderung auch ausländischen Firmen zugute kommt. Ziel des Gesetzes ist nämlich nicht der Schutz der heimischen Solarindustrie, sondern eben eine möglichst weitgehende Förderung von erneuerbaren Energien, darunter Solarstrom. Gefördert wird somit auch die Nachfrage nach Solarzellen, selbst wenn diese nur aus dem Ausland gedeckt werden kann.

Fazit: Statt halbwegs gründlicher Analyse, ein echter SpOn-Chinaböller.