Archiv für den Tag: 4. Februar 2008

Gestellte Szene auf Spiegel-Online

Leserbrief von Prof. Dr. Werner Steffan, Potsdam
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Als treuer Leser habe ich den SPIEGEL immer für ein “seriöses” Magazin gehalten. Dass auch bei Ihnen mit “gefakten” Informationen/Bildern gearbeitet wird, hätte ich nicht für möglich gehalten. Sehr erstaunt war ich von daher, als ich in der Fotostrecke zu diesem Artikel ein Bild mit einem angeblich “wartenden Fahrgast” an der Bushaltestelle Zoo sah. Nun warum?

Am Freitag morgen so gegen 9:00 Uhr habe ich zusammen mit einem Bekannten auf einem Parkplatz in umittelbarer Nähe des völlig verwaisten Busbahnhofs am Zoo gewartet. Weit und bereit war kein einziger “wartender Fahrgast” zu sehen. Einige Parkplätze neben meinem stehenden Wagen parkten dann zwei Autos ein, aus dem einem stieg ein Fotograf, aus dem anderen ein junger Mann. Die beiden inszenierten nun gerade jene Szene, die Sie in einem Bild unter der Überschrift ” VERZWEIFELTE PENDLER” präsentieren. Und nachdem einige “realitätsgetreue” Bilder geschossen waren, haben sich die beiden noch kurz unterhalten, sind zu ihren Autos zurückgegangen und davongefahren.

Dass dieses gefakte Bild nun im SPIEGEL-online als Illustration in einem Bericht mit dem Grundtenor ” wartender Fahrgast – verzweifelte Pendler – Verkehrschaos in Berlin” auftaucht, das erstaunt mich schon. Im übrigen: Spaßeshalber habe ich zu meinem Bekannten nach dem beobachteten Foto-Shooting gesagt: “Morgen müssen wir die BILD kaufen, da finden wir dann wohl die gestellte Szene unter der Überschrift ‘Verzweifelter Fahrgast” wieder”. Nun: Nicht in der BILD war’s, sondern im SPIEGEL …

Anmerkung von SpKr: Da es sich um ein Agenturbild handelt, haben wir ddp zu dem Sachverhalt angefragt.

Update 17.50 Uhr: Die Nachrichtenagentur ddp bestätigt nach Prüfung den Fake und entschuldigt sich für die Panne. Das Bild wird aus dem Angebot genommen, die Zusammenarbeit mit dem Fotografen wurde beendet. Der ddp-Redaktionsleiter Bilderdienste sagt, “dass Fake-Bilder weder Bestandteil unserer Prinzipien noch unseres Geschäftes sind. Insofern kann ich mich bei Prof. Dr. Werner Steffan und bei Ihnen nur bedanken, dass Sie uns auf den Missstand hingewiesen haben.”

Update 2: SpOn hat das Bild ausgetauscht.