Archiv für den Tag: 23. September 2007

Der SPIEGEL und die Freizeit-Fotos von Auschwitz

Ein Gastbeitrag von Albrecht Kolthoff (Redaktion redok)

Ein Fotoalbum vom Auschwitz-Personal bei heiterer Freizeitgestaltung taucht auf und wird veröffentlicht. Beim "Deutschen Nachrichten-Magazin" DER SPIEGEL aus Hamburg wird daraus eine Attacke auf die Alliierten.

Karl Höcker war Adjutant des Lagerkommandanten in Auschwitz, und er fotografierte gern. SS-Männer und -Frauen hatte er bei der Erholung vom Massenmorden aufgenommen und 116 Bilder in einem Album gesammelt. Höcker wurde im August 1965 im Frankfurter Auschwitz-Prozess zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt und 1989 vom Landgericht Bielefeld wegen seiner Tätigkeit im Lager Majdanek zu weiteren vier Jahren Haft.

Jetzt ist dieses Album nach Jahrzehnten aufgetaucht und wird vom US Holocaust Memorial Museum ausgestellt. Ein US-Offizier hatte das Album 1946 in einer Frankfurter Wohnung entdeckt und erst im Dezember 2006 an das Museum übergeben. Der frühere Geheimdienstler wollte anonym bleiben; er verstarb mit weit über neunzig Jahren in diesem Sommer.

Daraus kann man journalistisch vielerlei machen; die meisten Veröffentlichungen befassen sich mit Stichworten wie der "Banalität des Bösen" oder setzten es in Kontrast zum bereits seit längerer Zeit bekannten "Auschwitz-Album" mit Fotos von der Selektion ungarischer Juden an der Rampe vor den Gaskammern von Auschwitz-Birkenau.

Einen anderen Akzent setzt der morgen erscheinende SPIEGEL (Untertitel: “Das Deutsche Nachrichten-Magazin”). Autor Klaus Wiegrefe nimmt sich des Themas an und fragt bereits im zweiten Satz:

Aber weshalb hat ein US-Geheimdienstler die Bilder jahrelang zurückgehalten?" Und dann ergibt sich für den Spiegel-Redakteur ein weiteres Verdachtsmoment: "Obwohl der Mann verstorben ist, gibt das Museum seine Identität nicht preis

.

Das kann ja nur Schlimmes bedeuten:
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