Ein Leserbrief der Neuen Richtervereinigung (NRV), Dr. Mario Cebulla
Sehr geehrte Damen und Herren,
wie viele andere Medien in Deutschland hat sich auch das Internet-News-Portal SPIEGEL ONLINE an der kritischen Berichterstattung über eine Frankfurter Familienrichterin beteiligt. Der Richterin wurde in manchen Medien in Unkenntnis des Sachverhaltes vorgeworfen, sie habe in einer Entscheidung eheliche Gewalt mit dem Koran gerechtfertigt. Die Neue Richtervereinigung (NRV) ist der Meinung, dass SPIEGEL ONLINE bei seiner Berichterstattung zu diesem Thema die Grenzen des seriösen Journalismus weit überschritten hat.
Vor allem ist eine Umfrage zu kritisieren, mit der SPIEGEL ONLINE den Weg für disziplinarische Maßnahmen gegen die Richterin eröffnen wollte. In dem Umfragetext wird – fehlerhaft – behauptet, eine Richterin habe „eheliche Gewalt in einem Scheidungsverfahren mit dem Koran gerechtfertigt“ und die Frage angeschlossen, ob deshalb disziplinarische Maßnahmen gegen sie eingeleitet werden sollten. Zur Begründung für die Antwortalternativen wurde unter anderem ausgeführt, in Deutschland gelte das Grundgesetz, nicht die Scharia (deshalb Disziplinarmaßnahmen: ja).
Tatsächlich stellt sich der Sachverhalt wie folgt dar:
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