Unterwürfiger SPIEGEL-Journalismus

Ist es Autoritätshörigkeit, die uns jede Woche neu bei der Eröffnung von SPIEGEL-Interviews schaudern lässt? Wie diese Woche auf Seite 30, auf der das Gespräch von Ralf Beste und Konstantin von Hammerstein mit Frank-Walter Steinmeier “über die Gespräche mit seiner amerikanischen Kollegin Condoleezza Rice, den richtigen Umgang mit Unrechtsregimen und die Rolle der Europäer in der Weltordnung der Zukunft” mit den Worten beginnt:

SPIEGEL: Herr Minister, Sie kommen gerade …

Michel Friedman jedenfalls hat dazu etwas sehr nachlesenswertes gesagt, wie der Kölner Stadtanzeiger vor einiger Zeit berichtete:

„[Der deutsche Journalismus] ist verkrustet, langweilig und extrem autoritätshörig.“ Besonders lächerlich seien die höfischen Rituale, mit denen manche Journalisten um den Zugang zur Macht buhlten. „Das Bewusstsein, dazuzugehören, Meinungsmacher zu sein, ist eine unglaubliche Droge.“ Eine Droge, die offensichtlich die Kritik abstumpfe. Es sei ein Unding, dass Amtspersonen in deutschen Talksendungen immer noch mit „Herr Minister“ oder „Frau Bundeskanzler“ angeredet werden. „Bereits in der Ansprache ist eine Suggestion der Macht, vor der ich nur warnen kann.“